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Virtuelle Trainings – Die Kunst des methodisch-didaktischen Manöverwechsels

In Trainings und Ausbildungsetappen zum Lernen und Erfahren von Transformation oder Agilität ist es uns ein Anliegen, mit Erlebnissen, Interaktion und Sozialdynamik zu arbeiten. Daher arbeiten wir viel in Präsenzformaten. Das leitet das erlernte Wissen und die Fragen der Teilnehmer durch einen Transfer ins Verstehen und Erleben. Was aber nun in Zeiten von Corona tun? Virtuelle Trainings!

Durch die aktuell stark geänderte Windrichtung, die nicht nur den Kurs der Trainings- und Ausbildungsboote ändert, möchten wir unsere Erfahrungen und Erkenntnisse des methodisch-didaktischen Manöverwechsels mit Euch teilen. Natürlich könnte man direkt das Boot wechseln und über grundsätzlich andere virtuelle Trainingsformate (z. B. kürzere Intervalle, Zeitreduzierung, mehr Selbststudium) nachdenken, das haben wir jedoch bewusst nicht gemacht. Dahingehend teilen wir folgende Gedanken für ein- bis zweitägige virtuelle Trainings mit 8-12 Personen und freuen uns auf Eure Perspektiven:

Copy & Paste – wenn’s nur das wäre, wäre es viel zu einfach

Ein reines Kopieren des methodisch-didaktischen roten Fadens eines Trainings ist möglich, aber nicht sinnvoll. In unseren ACT-Ausbildungsetappen (Agile Coach TEAMWILLE) beispielsweise, bedarf es mehr denn je den Fokus auf die Inhalte und Beweggründe von Veränderungsumfeldern. Welche virtuellen "Manöver" sind also sinnvoll, um dieses Ziel mit unseren Teilnehmern zu erreichen?

Wir haben uns entschieden vom Präsenzformat auf ein virtuelles Format in Microsoft Teams umzusteigen, da für die Qualität der Lernerfahrung nach wie vor die Interaktion im Mittelpunkt steht. Durch verschiedene Kanäle lassen sich so virtuelle Trainings- und Gruppenräume öffnen. Alternativ zu Microsoft Teams stehen Euch auch andere Tools zur Verfügung. Schaut hierzu gerne in unseren Blogbeitrag „Tools für virtuelle Meetings“.

Vorbereitung – der Teufel steckt im präzisen Detail

Damit die Aufmerksamkeit während des Trainings nicht auf technischen Handicaps liegt, müssen wir der Vorbereitung etwas mehr Raum geben. Kommuniziert das technische Onboarding inkl. Tipps mindestens 1½ Wochen vor dem Training an Eure Teilnehmer. So haben diese genug Zeit zur eigenen Vorbereitung:

  • Gebt Euren Teilnehmern ein technisches Onboarding (inkl. verschiedener Firewalls und Zugangsbeschränkungen)
  • Veranlasst die Teilnehmer frühzeitig einen Sound- und Bild-Test zu machen
  • Bestückt die Agenda mit genauen Zeitplänen
  • Verschickt eine kurze Checkliste an die Teilnehmer (siehe unten)

Die Bestandteile unserer Checkliste für Trainingsteilnehmer mögen zum Teil banal klingen, haben sich jedoch als sehr wertvoll erwiesen:

  • ruhiger Raum
  • stabile Internetverbindung
  • Zugang zu virtuellen Räumen (Laptop und Handy)
  • Strom für Laptop und technische Ausstattung
  • Video und Mikrophone testen
  • Stift und Papier zur Hand
  • EIN Fokus, keine Parallelaktivitäten oder Ablenkungsmöglichkeiten (z. B. andere Chats, Emails, …)
  • Getränk
  • Jacke, Schuhe und Kopfhörer für einen Präsenz-Spaziergang

Die methodisch-didaktische Vorbereitung für den Manöverwechsel fordert neben der bekannten Arbeit weitaus mehr Vorbereitung für nicht-moderierte Kleingruppendiskussionen oder Aufgaben zur Selbstreflexion. Nutzt daher gerne folgende Leitfragen zur Orientierung:

  • Welches Material (z. B. Texte, Video) muss wo liegen?
  • Wo soll welches Ergebnis zusammentragen werden?
  • Anhand welcher Akzeptanzkriterien wird das Ergebnis vorgestellt? Zum Beispiel: Eigenes Foto oder Zeichnung, Beantwortung von Leitfragen, Dokumentation der Diskussionsergebnisse in einem Symbol
  • Wann werden Pausen sinnvoll integriert? Zum Beispiel: insgesamt mehr Pausen;  ½ Stunde pro Halbtag und 1½ bis 2 Stunden Mittagspause sind definitiv ratsam

Aufbau des virtuellen Raums – wie so oft ist weniger mehr

Natürlich soll der Raum für das virtuelle Training oder die Tools dem methodisch-didaktischem Setup dienen, dabei empfiehlt sich: Keep it simple! Jedes Tool muss auf seine Performance im Voraus getestet werden. Nichts ist den Inhalten und der Interaktion des Trainings abkömmlicher als wenn sich die Gruppe auf Technik und Orientierung konzentrieren muss. Wo wir schon beim Orientieren sind: Wiederkehrende Signale oder Hinweise von Euch als Trainer sind wertvoller als technisch ausgefuchste Features.

Zudem empfiehlt es sich zu jeder Pause, Diskussion oder Aufgabe mit der gleichen Folie im Präsentationssatz zu arbeiten, die den roten Faden vorgibt. Das sorgt außerdem dafür, dass alle Teilnehmer zu jeder Zeit die Agenda sowie die Rahmenbedingungen des Trainings einsehen können. So kann das virtuelle Training von jedem Teilnehmer auch selbstverantwortlich in den eigenen vier Wänden organisiert werden.

Moderation – gemeinsam zu mehr Qualität

Wann immer es möglich ist, teilt die Rolle des Moderators und des Organisators auf zwei Personen auf. Insbesondere in unseren Etappen der Ausbildung zum Agile Coach TEAMWILLE (ACT) agieren wir, aus Qualitätsgründen, wann immer es möglich ist mit zwei Trainern, auch in Präsenztrainings. Gerade für den virtuellen Raum bei gleichbleibender Teilnehmeranzahl schafft eine Rollenaufteilung Fokus und Flow im gemeinsamen Training.

Der Moderator übernimmt das inhaltliche Leiten, die Impulsvorträge und die Moderation von Gruppendiskussionen. Der Organisator übernimmt das technische Leiten, die Erläuterung im virtuellen Umgang sowie das Teilen der Präsentation und das Mitdokumentieren von Beiträgen und erarbeiteten Antworten.

Erwartungsklarheit – eben nicht Copy & Paste

Erfolgsversprechend und mit dem Dank der Teilnehmer versehen ist die Erwartungsklarheit zu Beginn und im stetigen Trainingsverlauf. Ein virtuelles Training erfordert von den Teilnehmern mehr Selbstverantwortung z. B. im Hinblick auf die Zeit in Gruppendiskussionen oder im proaktiven Teilen von Gedanken und Fragen. Nicht nur durch die Trainer, sondern auch durch die klare Kommunikation der Erwartungen und die Verantwortungsübernahme durch die Teilnehmer gelingt der Manöverwechsel.

Wir bitten unsere Teilnehmer beispielsweise zu jedem Themenblock oder innerhalb jedes Halbtages mindestens einen Plenumsbeitrag geleistet zu haben. So trägt jeder ein Stück dazu bei, dass Interaktion auch in virtuellen Räumen erlebbar wird.

Dynamik in der Gruppe – auch diese ist virtuell

Im Sinne einer produktiven und lebendigen Gruppendynamik im Training sind die oben genannten Punkte in jedem Fall unterstützend und schaffen eine gute Lernatmosphäre. Lasst uns zusätzlich einen vertiefenden Blick auf die positiv verstärkenden Aspekte von Gruppendynamiken werfen:

  • Animiert Eure Teilnehmer ihr Video immer eingeschaltet zu haben und seid selbst ein Vorbild darin
  • Integriert und verstärkt Eure Körpersprache
  • Stellt aktiv Fragen und zwar über das normale Maß einer guten Moderation hinweg und bindet so Eure Teilnehmer bewusster ein. Was irritiert? Wo habt ihr das schon einmal erlebt? Was denkt ihr dazu?
  • Seid genau in Eurem Zeitmanagement und macht längere Pausen, die Ihr gerne mit einem aktiven Spaziergang oder einer kleinen Einzelaufgabe verbinden könnt
  • Wir wollen im Folienwald nicht vom Inhaltsweg abkommen, also integriert doch gescribbelte Bilder, Fotos oder Videos
  • Achtet auf Eure eigene Gestik als Moderatoren, bindet sie bewusst sein. Das erhöht die Aufmerksamkeit der Teilnehmer und lockert die Inhaltsvermittlung auf

Falls Ihr eigene Erfahrungswerte habt, die Ihr teilen möchtet oder aber einen kleinen Austausch zum Thema sucht, dann kommt auf uns zu. Wir freuen uns auf jeden aktiven Beitrag im aktuell windbedingten Manöverwechsel!

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