Am größten deutschen Internetknoten De-Cix in Frankfurt am Main wurde am 11. März ein neuer Weltrekord gemessen – ein Datendurchsatz von über 9,1 Terabyte pro Sekunde. Das entspricht in etwa zwei Millionen parallellaufenden HD-Videostreams. Die Auslastung des Knotens war damit um 10 % innerhalb weniger Wochen gestiegen. Normalerweise sprechen wir von einer Erhöhung um 20 bis 30 % pro Jahr! Trotz der erhöhten Internetnutzung ist der Internetknoten in Frankfurt leistungsstark genug, um stabil zu bleiben.
Für uns, die wir zum Großteil seit fast sechs Wochen von zu Hause arbeiten, beruhigend zu wissen. Was aber ist, wenn die Verbindung trotzdem unterbricht oder das Internet streikt? Einfach offline arbeiten? Welche Alternativen haben wir heutzutage, nachdem der Informationsfluss sowie der berufliche Austausch hauptsächlich über E-Mail, Servernutzung, Skype und neuerdings Videokonferenzen läuft?
Hochmotiviert die Vielzahl kreativer Möglichkeiten zu teilen, begann ich diesen Blogartikel. Um nach einiger Recherche festzustellen, dass wir nicht wirklich Optionen haben, offline zu arbeiten. Aber es gibt einige Wege, seine Internetverbindung zu stabilisieren und den Datenfluss zu beschleunigen. Gerade für diejenigen, die es in ländliche Regionen mit nicht so stabiler Netzabdeckung gezogen hat, könnte dies interessant sein. Ein paar Ideen und Tricks zum offline arbeiten gibt es außerdem.
Wenn die Internetverbindung streikt
Schritt 1: Position und Aktivität des Routers prüfen
Grundsätzlich werden mindestens 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) im Download benötigt, um ein schnelles und stabiles Arbeiten zu ermöglichen. Das Endgerät sollte in der Nähe des Routers aufgestellt sein. Möglichst freistehend und nicht versteckt hinter Möbeln oder der Heizung, um ein einwandfreies Signal herstellen zu können. Wenn das Signal schwach ist, den Router erhöht platzieren. Störenfriede sind: Wände, Heizungen, andere Geräte wie Drucker oder zu viele WLAN-Nutzer gleichzeitig. Das WLAN sollte immer mit einem sicheren Passwort geschützt werden, damit es nicht von Nutzern außerhalb angezapft werden kann. Man möchte nicht glauben, in wie vielen Fällen dies noch immer ein häufiger Grund für gedrosselte Geschwindigkeit ist.
Tipp: Neustart
Bevor man die Zimmerneugestaltung in Angriff nimmt: Did you try to switch it off and on again? Oft hilft ein Neustart. Router ausschalten, vom Strom nehmen, kurz warten und wieder anschalten. Meist ist das Problem damit bereits behoben.
Schritt 2: Auf LAN umsteigen
Mit einem LAN-Kabel ist die Verbindung stabiler und meist schneller. Die Kabel sind in unterschiedlichen Längen kostengünstig erwerbbar. Notfalls via Handy bestellen oder im Elektrohandel anrufen. Anschließend kann man dann auch via Laptop oder PC wieder online gehen.
Schritt 3: Cookies löschen
Zu viele Cookies sind weder auf der Hüfte noch im Browser hilfreich. Je größer das Offline-Cache des Browsers ist, desto langsamer arbeitet dieser. Daher einfach mal die Cookies löschen und den Cache leeren (Browser öffnen – Einstellungen – Datenschutz – Browserdaten/Browserverlauf löschen – Cookies löschen/Cache leeren).
Schritt 4: Antivirenprogramme und Firewall prüfen
Auch diese Installationen können ungewollt die Geschwindigkeit drosseln. Eine Firewall reicht aus, bei zwei oder mehr können sich die Programme gegenseitig blockieren und die Leistung des Internetanschlusses verringern.
Darüber hinaus lassen sich die folgenden Einstellungen schnell selbst kontrollieren und korrigieren:
- Updates: Sind das Antivirenprogramm und die Firewall aktuell?
- Cloud-Dienste: Sind diese aktiviert?
- Pop-ups: Ist die Anzeigedauer verkürzt?
- Kennwort: Ist das Netzwerk geschützt vor der Nutzung durch andere?
- unnötige Dienste: Sind diese deaktiviert? (möglich bei Peer-to-Peer oder Chat-Programmen wie Skype)
Für detaillierte Einstellungs- und Optimierungsschritte, dem jeweiligen Antivirenprogramm entsprechend, kontaktiert die IT Eurer Firma oder bittet einen Freund oder Kollegen um Hilfe und Internetrecherche.
Schritt 5: Provider testen
Über die Bundesnetzagentur lässt sich ermitteln, ob der Anbieter die angegebene und gebuchte Leistung auch wirklich liefert. Die Prüfung erfolgt mit Hilfe der Postleitzahl, des Anbieternamens und des gebuchten Tarifs sowie der im Produktinformationsblatt angegebenen maximalen Datenübertragungsrate. Die Ergebnisse erhält man in Form eines detaillierten Protokolls mit allen relevanten Daten und Abweichungen. Die Bundesnetzagentur empfiehlt 20 Messungen an zwei unterschiedlichen Tagen in gleichem Umfang (mindestens zehn Messungen pro Tag), um dauerhafte Minderleistungen nachweisen zu können. Dabei muss der Computer mit einem Netzwerkkabel an den Router angeschlossen sein, da sich die Internetverbindung sonst nicht korrekt messen lässt. (https://breitbandmessung.de/#)
Sollte der Provider nicht die gewünschte Geschwindigkeit liefern, hat man die Möglichkeit einen Tarifwechsel zu verlangen oder kann von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen.
Wenn der Datenfluss nicht schneller wird
Sofern auch diese Schritte nicht zum gewünschten Erfolg führen oder der Netzausbau in der eigenen Region nicht ausreicht, gäbe es alternativ die Möglichkeit, Internet via Mobile Daten, Richtfunk oder Satellit zu empfangen. Diese Optionen sind zwar nicht mit der Leistung und Stabilität des Netzempfangs via Kabel vergleichbar, ermöglichen aber zumindest überhaupt eine Verbindung.
Alternative 1: Mobile Daten
Manchen Orts kann z. B. ein LTE-Mobilfunkvertrag mit mindestens 21 Mbit/s im Download Hoffnung geben oder die letzte Rettung sein. Aber aufgepasst: Das Datenvolumen ist oft begrenzt. Gerade bei Prepaid-Tarifen und Datenlimits wird diese Variante schnell zur Kostenfalle. Als Größenorientierung: Eine Stunde Videokonferenz verbraucht 1 GB Datenvolumen. Manche Provider bieten mittlerweile dazu buchbare Tages-Flatrates an. Wenn es auch keine Dauerlösung darstellt, so zumindest eine Überbrückung.
Alternative 2: Richtfunk
In ländlichen Gegenden und Dörfern kann auch der Richtfunk eine Option darstellen. Dieser nutzt letztlich die gleiche Technik wie WLAN und verteilt das Signal über Funkstrecken in das jeweilige Dorf, von dort aus weiter mittels Sender. Mit Hilfe einer eigenen Antenne kann das Signal empfangen werden. Wichtig ist, dass diese Antenne Sichtkontakt zum Sender hat und nicht durch Bäume oder Büsche verdeckt wird. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 16 Mbit/s ist der Richtfunk nicht gerade schnell, aber eine Chance. Zur Nutzung bedarf es eines Richtfunkanbieters. Oft ist diese Technologie mit höheren Kosten verbunden.
Alternative 3 (zur Not): Satellit
Sofern keine der oben genannten Möglichkeiten geholfen hat, bleibt noch die Notlösung Satellit. Zu bedenken ist, dass diese Variante eine hohe Ping-Zeit benötigt und störanfälliger ist. Schlechtes Wetter kann die Verbindung beispielsweise stark beeinträchtigen. Außerdem kann die Geschwindigkeit zu Stoßzeiten stark eingeschränkt sein. Ein Gutes hat diese Form des Internets: Es ist überall verfügbar, wo man freien Blick in den Himmel genießt. Hohe Berge wären bereits wieder hinderlich.
Wenn es kein Internet gibt
Möglichkeiten offline zu arbeiten
Die Verbindung wird noch immer nicht schneller, das Internet ist komplett ausgefallen, das Datenvolumen über Mobilfunk ist nahezu ausgeschöpft. But the show must go on. In dieser Situation empfiehlt es sich, möglichst viel offline vorzubereiten und dann gebündelt hochzuladen. Das spart Nerven während des Arbeitens und Datenvolumen.
- Greift anstelle von Videocalls auf die Telefonkonferenz zurück oder wählt Euch via Handy ins Meeting ein.
- E-Mails können bei Outlook im Offline Modus bearbeitet werden. Dazu aktiviert Ihr unter „Senden-/Empfangen“ den Menüpunkt „offline arbeiten“.
- Wer über einen Server arbeitet: Ladet Euch die notwendigen Dateien gebündelt runter, um für alles Weitere nicht vom Netz abhängig zu sein.
- Achtet darauf, Euer Datenvolumen nicht durch Videospiele und Streamingdienste aufzubrauchen.
Ideen, um offline Spaß zu haben
Das Arbeiten ohne Internetverbindung ist nachvollziehbar anstrengend und strapaziös. Die oben genannten Ideen helfen als Überbrückung, sind aber keine Dauerlösung. Damit nicht auch noch die gute Laune leidet, hier ein paar Ideen, um sich offline mit Freude zu beschäftigen.
- Wie wäre es mal wieder mit einem Puzzle? Das geht alleine, zu zweit oder als Familienabend.
- Ein entspannendes Bad, um die gestressten Nerven vom Internetwahnsinn zu beruhigen. Bei Kerzenschein und angenehmer Musik kann man WLAN, Bytes und Downloadraten schnell vergessen.
- Warum nicht mal wieder die Brettspiele auspacken? Klassiker wie Monopoly, Trivial Pursuit oder das Nilpferd in der Achterbahn finden sich sicherlich in jedem Haushalt wieder. Sehr zu empfehlen für Familien mit Kindern und Spielgrößen ab drei Personen: Dixit, 3mal darfst du raten und Cranium Dark. Für Familien mit älteren Kindern oder WGs bietet sich auch Cards against humanity und I’m not perfect Kakerlakensuppe, Mogel Motte und Anno Domini sind ebenfalls gute Zeitfüller und absolut Netz frei zu genießen.
- Zu zweit kann Spielen schnell fad werden. Nicht aber mit diesen Zeitfüllern: Gin-Rummy, Speed oder eine Runde Patience?
- Wer es nicht so mit Brett- und Kartenspielen hat, erwärmt sich vielleicht für Wortketten-Bilden, Scrabble, Würfel, Stadt-Land-Fluss, Schiffe versenken oder Montagsmaler/Pantomime.
- Eine andere Möglichkeit ist, sich mal wieder mit dem Koch- und Backbuch auseinanderzusetzen. Nutzen wir die Zeit, neue Rezepte auszutesten und unsere Backkünste zu schärfen. Was ich schon immer mal backen wollte…
- Kein Internet schafft auch Raum für neue Kreativität. Sei es mit bunten Stiften eine Erinnerung zu Papier zu bringen, mit Bleistift die Umgebung zu zeichnen oder sich ein Zielbild zu gestalten, was man macht, sobald die Ausgangsbeschränkungen aufgehoben sind.
- Ein Vision Board: Aus Zeitungen, Bildern, Phrasen, Ideen, Sätzen – mit allem, was einem passend erscheint und zur Hand ist, kann man sein eigenes Vision Board kreieren. Was möchte ich bis zum Ende der Zeit mit Kontaktbeschränkungen oder bis Ende Juni, Ende des Sommers oder bis 2021 erreicht haben? Diese Ziele werden dann in einer Collage verarbeitet, sodass die positiven Lichtblicke einen täglich neu motivieren.
- Wer nicht gerne seine Gedanken und Emotionen verschriftlicht, alle Bücher bereits gelesen und noch einmal gelesen hat, kein Strick- oder Häkelzeug zur Hand und keinen Garten hat, um sich Gemüse und Obst zu ziehen, der kann:
- Seinen Kleiderschrank ausmisten
- Die Küchenregale neu sortieren
- Frühjahrsputz in allen Ecken und Kanten machen (Türrahmen nicht vergessen)
- Regale, Schubladen, vergessene Winkel und Schränke aufräumen
- Ein analoges Bilderalbum mit Kleber und Fotoabzügen erstellen
- Die Weihnachtswunschliste erstellen
- Basteln mit Schere, Kleber, Stiften und allem, was man in der Wohnung findet
- Sich Weihnachtsgeschenke für die Lieben überlegen
- Seinen Eltern mal wieder einen Brief schreiben
- Neue Kameraeinstellungen testen und sich einzigartige Fotomotive in den eigenen vier Wänden suchen – eine Fotocollage als Add-on, warum nicht?
- Yoga, Meditation, Dehnübungen
- Versuchen an nichts zu denken und einen wirklich freien Kopf zu bekommen
Das Arbeiten ohne Internet kann mühsam sein, das möchte ich nicht abstreiten. Meist ist es heutzutage auch nicht dauerhaft möglich. Satellit und Richtfunk sind eine Unterstützung, aber auch nicht ohne Weiteres verfüg- und installierbar. Im Fall einer ständigen Netzstörung kann man nach Absprache vielleicht zeitweise im Büro arbeiten, um zumindest das Wesentlichste erledigen zu können.
Wenn das Internet wieder langsamer wird oder unterbricht, gerne mal die Schritte 1-5 probieren. Meist geht es nach Schritt 1 bereits wieder. Ansonsten kann eine Phase ohne Netzverbindung auch viel Ruhe bringen und bietet die Chance, wirklich abzuschalten. Solche Geschenke lohnen sich auszukosten, denn viel zu selten war dies in Zeiten vor Corona möglich. Bei vorübergehender Netzstörung und allen, die abends keine Lust mehr haben, online zu sein, hilft hoffentlich die Ideenbox weiter.
Viel Spaß beim Ausprobieren und sich entfalten.
Teilt mit uns Eure Erfahrungen mit Offline-Arbeit. Was macht Ihr, wenn das Internet überlastet ist?